Brauerei- und Familiengeschichte in einem - Weldebräu Plankstadt/Schwetzingen wurde 250 Jahre alt
Doch wie begann alles im Jahr 1752?
Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Unternehmen auf eine 250jährige Geschichte zurückblicken kann und wenn die Firma über diesen langen Zeitraum noch dazu im kontinuierlichen Besitz der Familien Seitz - Welde – Hirsch - Spielmann ist, dann ist das in der heutigen Zeit der Fusionen und Übernahmen erst recht erwähnenswert.
In den vergangenen Jahrzehnten sind unzählige kleine Privatbrauereien in Deutschland ganz still und leise von der Bildfläche verschwunden, zu groß wurde der Druck der Großbrauereien. Der heutige Welde-Chef, Dr. Hans Spielmann, weiß als Präsident der Baden-Württembergischen Brauer davon sicher ein Lied zu singen. Wenn es dann eine Brauerei wie Welde dennoch geschafft hat, sich auf dem regionalen Markt zu behaupten, dann darf man schon von einer guten Marktstrategie sprechen.
Die älteren Leser werden sich noch erinnern, wie eng es in der Mannheimer Straße und der Herzogstraße zuging, wenn die LKW durch die enge Toreinfahrten ein- und ausfuhren. Noch in den 50er Jahren führten die Bier-LKW einen Anhänger für Stangeneis mit, mit dem die Gaststätten ihre Bierfässer kühlten. Länger als die Welde-Brauerei nutzte die Schwetzinger Schwanenbräu ein Pferdefuhrwerk zur Belieferung der Kunden – heute kaum mehr auszudenken und doch erst 50 Jahre her!
Ein Aufschrei ging durch die Stadt Schwetzingen, als bekannt wurde, dass Wilhelm Spielmann seine Brauerei nach Plankstadt zu verlegen gedachte! Es soll hier nicht mehr aufgerollt werden, wie es letztendlich dazu kam, aber offenbar war das von der Gemeinde Plankstadt angebotene Gelände besser geeignet als das von der Stadt Schwetzingen vorgeschlagene. Da zunächst jedoch der Sud im alten Sudhaus an der Herzogstraße hergestellt wurde, tröstete man sich mit dem Slogan „Welde-Bier aus Plankstadt – aber der Sud kommt aus Schwetzingen!“ Aber auch damit war Schluss, als das neue Sudhaus auf dem Brauereigelände am Ochsenhorn errichtet wurde. Nur das Welde-Stammhaus, das alte „Grüne Laub“ in der Mannheimer Straße ist geblieben – ein kleiner Trost für die Schwetzinger!
Mit der Erlaubnis des Kurfürsten baute Heinrich Joos an der Mannheimer Straße ein Wohn- und Brauhaus. Aus den Anfängen dieser kleinen Hausbrauerei ist leider nichts mehr überliefert. Wir wissen erst wieder verlässlich, dass ab November 1846 das Brauhaus von Braumeister Heinrich Seitz, einem gebürtigen Oftersheimer, geführt wird und die Gaststätte an der Mannheimer Straße den Namen „Grünes Laub“ trägt und eine renommierte Adresse in der ganzen Region war. Heinrich und Anna Seitz übergaben das Haus ihrem Sohn Georg, der jedoch bereits 1885 starb. Seine Witwe Barbara heiratete 1888 den Braumeister Johann Welde – der Name blieb für die Brauerei und das Bier bis heute!
Johann Welde braute ein vorzügliches Bier und machte so sein Bier in der ganzen Region bekannt. Dem Zeitgeist zugewandt, schaffte er früh den ersten Lkw an. Doch das Glück wendet sich im Ersten Weltkrieg: der Sohn Bernhard fällt, das Brauereigewerbe muss kriegsbedingt schwere Einschränkungen hinnehmen. Johann Welde stirbt 1917 und seine Witwe führt mit der Tochter Elisabeth die Brauerei und den Brauereiausschank weiter.
Der junge Braumeister Hans Hirsch kam auf seinen Wanderjahren 1919 nach Schwetzingen und verliebte sich in Elisabeth Welde. Nach der Heirat machte Hans Hirsch die Brauerei zu seinem Lebenswerk. Durch den Kauf mehrerer Grundstücke an der Herzogstraße wurde die Voraussetzung für eine große Betriebserweiterung geschaffen. 1934 begann Hans Hirsch mit dem völligen Umbau der Weldebrauerei: Lagerkeller, das hohe Sudhaus im Bauhausstil, Büros und Personalwohnungen. Vier Jahre später beginnt der Zweite Weltkrieg und der einzige Sohn von Hans Hirsch fällt in Afrika. Da der Betrieb von Zerstörungen verschont bleibt, können Hans und Elisabeth Hirsch, unterstützt von ihrer Tochter Bärbel, nach dem Zusammenbruch wieder neu anfangen.
1950 heiratet Bärbel Hirsch den Diplom-Kaufmann Wilhelm Spielmann. Der Kaufmann und der erfahrene Braumeister ergänzen sich trefflich, so dass schon bald die Lagerkapazität der Brauerei wieder erhöht werden muss. Im Jahre 1959 stirbt Hans Hirsch im Alter von 68 Jahren. Wilhelm Spielmann übernimmt die alleinige Leitung des Unternehmens. Ein neuer Brunnen wird gebaut und die Qualität und der gute Ruf des Welde-Bieres festigen sich weiter. Welde erringt zahlreiche nationale und internationale Preise. Der Ausstoß steigt und nach einer erneuten Erweiterung sind auf Grund der Lage inmitten der Stadt alle Möglichkeiten für eine weitere Ausdehnung ausgeschöpft.
Im Jahr 1971 siedelt die Flaschenabfüllanlage in die neuen Hallen am Plankstadter Ochsenhorn um und nach dem Bau eines neuen vollautomatisierten Sudhauses ist 1981 der völlige Umzug der Brauerei nach Plankstadt vollendet.
Nachdem der Sohn, Dr. Hans Spielmann, in den 80er Jahren in die Geschäftsleitung der Brauerei mit eingestiegen ist, übergibt Wilhelm Spielmann seinem Sohn nach und nach immer mehr das Tagesgeschäft.
(Foto aus dem Archiv der Welde-Brauerei)