25-jähriges Jumelage-Jubiläum zwischen Plankstadt und Castelnau-le-Lez
Bereits bei der Ankunft am Freitagabend wurden die Plankstadter Delegation von Bürgermeister Jean-Pierre Grand und den Partnerschaftskomitee im Rathaus herzlich willkommen geheißen.
Zuvor hatte eine Begleiteskorte der örtlichen Polizei die Gruppe der Radfahrer, deren Begleitfahrzeuge sowie den Bus durch die engen Ortsstraßen zum Hotel de Ville geleitet. Bürgermeister Wolfgang Huckele dankte seinem Amtskollegen und Nicole Favre vom Partnerschaftskomitee für den herzlichen Empfang, bevor die Plankstadter auf die wartenden Gastfamilien verteilt wurden.
Am Samstagvormittag trafen sich alle nach einem Platzkonzert des Plankstadter Musikvereins in der Grundschule Mario Roustan, wo der eigentliche Höhepunkt des Wochenendes stattfand. Im Saal begrüßte zunächst der auch für Partnerschaften zuständige Conseiller Municipal Philippe Guy alle Anwesenden und übergab dann das Wort an Bürgermeister Jean-Pierre Grand.
Der Bürgermeister und Abgeordnete der Nationalversammlung schlug in seiner Ansprache einen weiten Bogen von den Anfängen der deutsch-französischen Freundschaftsbeziehungen unter Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer bis hin zur Jumelage zwischen Castelnau-le-Lez und Plankstadt. Er streifte die immer weiter fortschreitende Zusammenarbeit der beiden Nachbarländer auf den Gebieten der Politik, der Technik, der Wissenschaft, des Sportes und der Kultur. Er betonte, dass an einem vereinten Europa kein Weg vorbeiführe und dass die Städtepartnerschaften ein besonders geeignetes Mittel seien, den Weg dorthin zu ebnen. Er erinnerte an den Beginn der Partnerschaft und freute sich, dass die Initiatoren, die Vorgänger im Amt Pierre Varray und Werner Weick anwesend waren. Ebenso lobte er das Engagement auf beiden Seiten, das auf französischer Seite untrennbar mit den Namen Henri Escrive und Remy Guegan verbunden ist. Mit einem Hoch auf Frankreich, auf Deutschland, auf Castelnau-le-Lez und Plankstadt sowie auf Europa schloss er unter dem Beifall der Anwesenden seine Ausführungen.
Bürgermeister Wolfgang Huckele griff in seiner Ansprache den Europagedanken auf und verwies auf das geschichtliche Erbe, das beide Länder verbindet und auch eint. Auch er erinnerte an die Anfänge mit seinem Vorgänger Werner Weick, der zu Beginn der 80-er Jahre den Zeitpunkt für den Beginn der Partnerschaft als gekommen sah und die Initiative über das Heidelberg-Haus in Montpellier ergriffen hatte. Er erinnerte an die zahlreichen Begegnungen und Veranstaltungen der zurückliegenden 25 Jahre auf den verschiedenen Ebenen. Wesentlich zum Weiterentwicklung der Partnerschaft haben die Aktivitäten der Vereine beigetragen und mittlerweile seine viele persönliche Freundschaften zwischen den Familien entstanden, die weit über Begegnungen im normalen Rahmen einer Städtepartnerschaft in den privaten Bereich hinein ausstrahlen. Die Förderung des Kennenlernens der beiden Nationen mit all ihrer Mentalitäten und Unterschieden in den Lebensformen bezeichnete der Bürgermeister als wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Völkergemeinschaft eines vereinten Europas. Dass für diese Aufgabe besonders die Jugend gewonnen werden muss, läge auf der Hand und die Freude über die Begegnung sei deutlich spürbar. So wünschte er der weiteren Partnerschaft eine erfolgreiche und lang andauernde Zukunft und lud alle für den kommenden Sommer nach Plankstadt ein, wo dann zusammen mit den Freunden aus Castelnau-le-Lez ebenso das Jubiläum der Jumelage gefeiert werden wird. Bürgermeister Huckele dankte auch allen, die sich sowohl in Castelnau-le-Lez als auch in Plankstadt im Rahmen der Jumelage einsetzen, er erinnerte an die Initiatoren und dankte auch Kreisrätin Jutta Schuster, die für die Übersetzungen zuständig zeichnete.
Nicole Favre, die Vorsitzende des Partnerschafts-Komitees, gab ihrer Freude über den Besuch aus Plankstadt und das Jubiläum Ausdruck. Auch sie betonte, wie sehr die Freundschaft zwischen Plankstadtern und Castelnauten in all den Jahren gewachsen sei. Ob in Familien oder bei der Jugend war die große Entfernung zwischen den beiden Orten nie ein Hinderungsgrund für gemeinsame Aktivitäten und Begegnungen. Sie dankte allen, die in Vergangenheit und Gegenwart am Entstehen, der Entwicklung und dem Fortbestand mitgearbeitet und sich damit um die deutsch-französische Freundschaft verdient gemacht haben.
Zum Zeichen der Freundschaft und des Jubiläums überreichte Bürgermeister Wolfgang Huckele der Gemeinde Castelnau-le-Lez einen Grenzstein aus rotem Sandstein, auf dem die Wappen der beiden Gemeinden und das Ereignis des Jubiläums eingemeißelt sind. Die beiden Bürgermeister enthüllten unter dem Beifall des Auditoriums den neuen Stein, der nach den Worten von Bürgermeister Jean-Pierre Grand seinen Platz auf der kleinen Parkanlage an der Avenue Konrad Adenauer in unmittelbarer Nachbarschaft zur Avenue Plankstadt im Stadtteil Aube Rouge erhalten wird. - Auch Jean-Pierre Grand hatte für seine Gäste aus Plankstadt ein besonderes Präsent vorbereitet: eine Bronze-Plastik, die zwei stilisierte Mädchen (in Form der Zahl 25) darstellt und die nach den Worten der ebenfalls anwesenden jungen Künstlerin Florence Guy den Gedanken der Partnerschaft mit Blick auf ein vereintes Europa symbolisieren soll.
Nun schritten die Bürgermeister zum Tisch um die Erneuerung der Verschwisterung der beiden Gemeinde durch ihre Unterschrift auf den filigran gestalteten Urkunden zu dokumentieren. Beide verlasen in ihrer Sprache den gleich lautenden Text und unterzeichneten die Urkunden. Eine besondere Note bekam dieser feierliche Akt durch die Tatsache, dass hinter den Bürgermeister ihre beiden Vorgänger, Pierre Varray und Werner Weick, wie auch Mitinitiator Henri Escrive standen und so deutlich die Kontinuität der Jumelage unterstrichen.
Zum Abschluss des Festaktes wurden die Nationalhymnen beider Länder gesungen und Heinz Ochs begleitete mit Jean-Marie Adam die Europa-Hymne.
Nach dem Festakt am Samstagvormittag hatte das Partnerschaftskomitee unter dem schützenden Vordach Erfrischungen und einheimischen Wein gerichtet; Plankstadt hatte sich als Brauerei-Standort natürlich verpflichtet gefühlt, den edlen Gerstensaft auch in einer Weinregion anzubieten und so schritten die Bürgermeister zum Fass-Anstich. Der Musikverein hatte ebenfalls seine Instrumente aufgebaut und untermalte den freundschaftlichen Austausch mit schmissiger Musik.
Im daneben liegenden Espace Rencontres (Kultursaal) Schulsaal hatten fleißige Hände mittlerweile ein Fisch-Buffet angerichtet und die Plankstadter begaben sich mit ihren Gastfamilien zum Mittagessen, das bei angenehmer Unterhaltung vortrefflich mundete. Der späte Nachmittag stand dann zur freien Verfügung und einige nutzten die Gelegenheit für Einkäufe in Montpellier. - Inzwischen trafen sich die Partnerschaftsausschüsse der beiden Kommunen zu einer gemeinsamen Sitzung, um neu anstehende Projekte für das Jahr 2007 zu besprechen. Im Vordergrund standen dabei Überlegungen zum Termin für die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum in Plankstadt.´
Am frühen Abend trafen sich alle wieder in einem typischen Stierzuchtbetrieb im Örtchen Lansargues, etwa 15 km östlich von Montpellier, wo eine Gruppe Hirten mit ihren weißen Pferden ihr Können im Umgang mit den halbwilden Stieren vorführten. Nach diesem interessanten Einblick in die Welt der typischen Landwirtschaft des Languedoc wurde schon zum Aperitif mit Häppchen und Muscheln gerufen, bevor dann der festlich dekorierte Saal geöffnet wurde, wo das Abendessen eingenommen werden sollte. Bürgermeister Jean-Pierre Grand begrüßte alle zu diesem gemeinsamen Abend und zur Freude aller Plänkschter hatte er auch diverse Gastgeschenke parat: die Damen erhielten eine kleine Kopie der Keramikvase, die im Original im Gemeindezentrum in Plankstadt steht, die Herren erhielten ein Hufeisen als Glücksbringer sowie ein flüssiges Geschenk der region. Auch Bürgermeister Huckele hatte noch eine besondere Überraschung parat: in Anspielung auf die zurückliegende Fußball-WM mit ihrer guten Stimmung in Deutschland überreichte er dem gesamten Jumelage-Team aus beiden Gemeinden ein Jubiläums-Trikot mit der Rückennummer 25. Er betonte, dass es wohl nicht möglich sei, ohne das große Engagement beider Teams die Partnerschaft über diesen Zeitraum mit Leben zu füllen. Für die Gemeinde gab es das Trikot noch in einer großformatigen Ausführung, für die im Rathaus noch ein Platz gefunden werden wird.
Ganz besonders freuten sich die Initiatoren der Jumelage, dass mit Kurt Brenner, dem Leiter des Heidelberg-Hauses in Montpellier, einer der Wegbereiter der Jumelage an diesem Abend anwesend war. Kurt Brenner war es , der als Kenner der Region 1981 die Gemeinde Castelnau-le-Lez vorgeschlagen hatte und der damalige Bürgermeister Werner Weick hatte sich mit einigen anderen, darunter auch der unvergessene Gerhard Treiber, auf den ersten Weg ins Languedoc gemacht, um zusammen mit seinem Kollegen Pierre Varray und Henri Escrive die Jumelage auf den Weg zu bringen. Dass sich zwischen den Familien von Werner Weick und Henri Escrive über die vielen Jahre eine tiefe Freundschaft entwickelt hat, muss nicht mehr besonders betont werden. Es war für den Beobachter deutlich zu sehen und zu spüren, dass sich hier alte Freunde wieder trafen. Dass dies alles so gekommen war, darüber verlieh auch Kurt Brenner in seiner kurzen Ansprache seiner Freude Ausdruck.
Nach dem Essen packten der Musikverein die Instrumente aus, die deutsch-französischen Liedertexte waren schnell verteilt und so wurde manches Liedchen in beiden Sprachen geschmettert, während draußen der Regen niederprasselte.
Am Sonntagvormittag begann am kleinen Park an der Avenue Konrad Adenauer, wo beide Bürgermeister einen Gedenkstein zur Erinnerung an die Erneuerung des Verschwisterungseides einen Gedenkstein enthüllten. Daneben wurde ein Baum gepflanzt, eine Ulmenart, die auch das Wachstum der Freundschaft, der Partnerschaft und der europäischen Gemeinschaft dokumentieren soll. Zum Abschluss der kleinen Zeremonie erklangen erneut die Nationalhymnen und die Europahymne. – In diesem kleinen Park wird auch der Grenzstein, das Gastgeschenk der Gemeinde Plankstadt, seinen Platz finden.
Nach einem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Vincent ging es bei strömendem Regen aber mit bester Stimmung ins Restaurant „Le Plein Air des Chênes“, eine Freizeitanlage im Wald, wo ein festliches Mittagessen wartete. Hier wurde Luigi Toschi, das Ratsmitglied der Partnerstadt Argenta, mit einem Lied verabschiedet. Nach dem Mittagessen waren die offiziellen Teile des Jumelage-Wochenendes beendet und der Rest des Tages gehörte dem privaten Bereich in den Gastfamilien.
Pünktlich um 8 Uhr am Montagmorgen wurde am Palais des Sports Jacques Chaban Delmas der Bus beladen; anschließend formierten sich alle zum Erinnerungsfoto auf den Stufen und mit dem im Kreis gesungenen Lied „Fault-il nous quitter sans espoir, sans espoir de retour“ – zu deutsch: „Nehmt Abschied, Brüder, ungewiß ist alle Wiederkehr“ – wo sicher manche Träne zerquetscht wurde und herzlichen Umarmungen, verbunden mit dem Versprechen, sich bald in Plankstadt wieder zu treffen, konnte der Bus sich gegen 8.45 Uhr auf die Fahrt machen. Das Resumee der Fahrt und des Aufenthaltes in der Partnerstadt darf man getrost als einstimmig ansehen: Alle waren begeistert von der Herzlichkeit und der Gastfreundschaft der französischen Freunde sowohl auf offizieller wie auf privater Seite. Seitens der Partnerstadt hat man sich sehr viel Mühe gegeben, den Plankstadtern den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, die Bewirtung und Beherbergung können nur als vorzüglich bezeichnet werden und es wird uns Plänkschtern eine hohe Verpflichtung sein, im kommenden Jahr beim Besuch der Franzosen in vorbildlicher Weise die Gastfreundschaft zu erwidern.
Als gute Idee hatte sich erneut die Beteiligung des Musikvereins erwiesen, denn Musik überwindet alle Grenzen und wirkt auch bei Sprachschwierigkeiten völkerverbindend. Überhaupt stellt sich das Sprachproblem als das geringste Hindernis da, denn wo guter Wille, Freundschaft und herzliches Einvernehmen herrscht, kann die Stimmung nicht durch einpaar fehlende Vokabeln getrübt werden.