Die Bürgermeister -Amtskette der Gemeinde Plankstadt
Im Bericht über die Amtseinführung des neuen Plankstädter Bürgermeisters Nils Drescher war zu lesen, dass nach der Verpflichtung Bürgermeisterstellvertreter Hans-Peter Helmling dem neuen Bürgermeister die Amtskette umlegte.
Manche Leser überlegen, ob da wohl jemand „an die Kette gelegt wird“ oder was diese Kette überhaupt für eine Bedeutung hat.
Grund genug, sich ein wenig mit der Insigne Amtskette zu beschäftigen (Das Wort „insigne“ ist lateinisch und bedeutet „Abzeichen, Kennzeichen“). Welche Bedeutung hat die Kette, zu welchen Gelegenheiten wird sie getragen und besteht überhaupt eine Verpflichtung, sie anzulegen.
Der Plankstädter Heimatforscher Eugen Pfaff (1923 – 1997) macht dazu in seinem Buch „Plankstadt – gestern und heute“ (1986) auf den Seiten 38ff sowie in der „Nachlese“ zur 1200-Jahrfeier interessante geschichtliche Angaben.
So zitiert er aus einer großherzoglichen Anordnung vom 10. November 1857:
„Seine königliche Hoheit, der Großherzog, haben mit allerhöchster Entschließung …… allergnädigst auszusprechen geruht, dass sämtliche Bürgermeister bei dienstlichen Veranlassungen, wo sie öffentlich aufzutreten haben, eine Medaille von Silber mit dem Brustbild des Landesherrn an einer Kette um den Hals bis auf die Mitte der Brust reichend, zu tragen haben.“
Bei welchen Anlässen die Kette zu tragen sei, wurde ebenfalls gesagt:
„… bei allen kirchlichen und weltlichen Feierlichkeiten, bei denen sie (die Bürgermeister) an der Spitze der Gemeindebehörde oder überhaupt als Vertreter der Gemeinde erscheinen, sowie in all denjenigen Fällen, in welchen sie im Dienste öffentlich auftreten und dienstliches Interesse und Ansehen es notwendig macht, dass der Bürgermeister jedem genau kenntlich sei.“
Ab 1919 gab es dann auf Grund des Ende des Großherzogtums andere Vorschriften; so fiel das Bildnis des Großherzogs zugunsten des Greifs mit der Umschrift „Republik Baden“ weg mit der Möglichkeit, auf der Rückseite das Gemeindewappen unterzubringen, wovon Plankstadt aber keinen Gebrauch machte.
Erneut änderten sich die Vorschriften 1935; nun aber hing an einer Kette ein silberner Ring mit einem Hakenkreuzanhänger. Diese Kette ist nach dem Zweiten Weltkrieg in den Wirren der Kapitulation verschwunden und nicht wieder aufgetaucht.
Erst 1954 beschaffte die Gemeinde wieder eine silberne Amtskette. Auf dem Anhänger ist das Gemeindewappen zu sehen und auf der Rückseite die Inschrift „Gemeinde Plankstadt“. Diese Kette wird noch im Rathaus aufbewahrt.
Zur 1200-Jahrfeier der Gemeinde wurde der Gemeinde von ehemaligen Plankstädtern in aller Welt eine neue Amtskette geschenkt. Initiator dieser Aktion war Heinz Berlinghof (Freiburg). Damals wurden alle Empfänger des Plankstädter Heimatbriefes angeschrieben und um eine Spende gebeten. So konnte eine neue Kette bei Ludwig Volk in Pforzheim in Auftrag gegeben werden.
Beschreibung der Amtskette:
„Das Kettenteil hat leicht oxydierte handgearbeitete silberne Glieder (935/000). Die Verbindung zum Wappenteil stellt ein plastisch gearbeitetes Weltkugelteil in Gold (750/000) dar mit der Umschrift „Gestiftet von den Plankstädtern aus aller Welt“. Das Gemeindewappen, als Blickfang der ganzen Kette, ruht auf einer Silberplatte und wurde ebenfalls aus Gold (750/000) hergestellt. Die Farbgebung erfolgte in Email, mit Ausnahme des Lilienkreuzes, das in Weißgold (750/000) ausgeführt ist. Hier lautet die Umschrift: „Gemeinde Plankstadt 771 – 1971“.
Mit der Kette wurde auch eine von der Grafikerin Irma Schüle (Freiburg) künstlerisch ausgestaltete Schenkungsurkunde überreicht. Es haben folgende Kuratoriumsmitglieder unterschrieben: Heinz Berlinghof, Dr. Lothar Gaa, Heinz Hahn, Dr. Ernst Kolb, Edelbert Rey, Jakob Volz und Hans Wiest“. Diese Urkunde befindet sich heute im Gemeindearchiv.
Soviel zur Amtskette des Plankstädter Bürgermeisters. Welche Herkunft und Bedeutung aber haben Amtsketten überhaupt? Dazu einige gesammelte Informationen:
Definition:
Eine Amtskette ist eine mit Medaillen, Wappenbildern und Emblemen verzierte schwere Halskette aus Edelmetallen, die Amtsinsignium und damit Teil der Amtstracht von Bürgermeistern, zum Teil von anderen hohen Stadtbeamten und von Universitätsrektoren darstellt. Amtsketten werden zu feierlichen Anlässen getragen.
Die Amtskette legitimiert den Träger als das was er als Amtsinhaber ist und repräsentiert, (als Bürgermeister) der erste Bürger und Repräsentant seiner Stadt bzw. (als Rektor) der erste Angehörige und Verantwortliche der Universität zu sein. Amtsketten sind damit Insignien städtischer bzw. universitärer Selbstverwaltung und Selbständigkeit.
Der Ursprung der Idee für die Einführung von Amtsketten dürfte aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert stammen. Bürgermeister sahen in der Amtskette das Zeichen einer selbstbewußten mittelalterlichen Stadtgesellschaft. Angesichts der gerade bei Festakten allgegenwärtigen Uniformen und Orden konnten sich im übrigen nun auch die bürgerlichen Amtsträger mit einer sichtbaren Auszeichnung optisch hervortun.