120 Jahre Volksschule Plankstadt

Friedrichschule

Die Friedrichschule Plankstadt kann in diesem Jahr 2015 auf 120 Jahre ihres Bestehens zurückblicken und begeht dieses Ereignis mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen im Verlauf des Jubiläumsjahres.

Und um das gleich vorwegzunehmen: Die Friedrichschule hieß nicht immer so; erst 1961, als mit der Humboldtschule die zweite Plankstädter Schule fertiggestellt war, brauchte man zur Unterscheidung einen Namen und so wurde die alte Volksschule oder Gemeinde-Schule, wie 1895 noch hoch oben an der Fassade zu lesen war, zur Friedrichschule und bekam den Namen des Großherzogs Friedrich, was sich auch anbot, da sie auch an der Friedrichstraße lag, die ihm zu Ehren so benannt worden war.

Die feierliche Einweihung der Schule erfolgte am 3. November 1895 und das Schwetzinger Tageblatt – Badische Hopfenzeitung berichtet darüber in ihrer Ausgabe vom 5. November 1895:

„Unter recht ungünstiger Witterung wurde gestern die Einweihung des neuen Schulhauses vorgenommen, es regnete den ganzen Tag. Gegen 3 Uhr stellte sich der Festzug bei der Friedenslinde auf, voraus die Schuljugend, Musik, der Gemeinderat mit dem H. Bürgermeister Friedrich Treiber an der Spitze, die evang. und katholische Geistlichkeit, die Bauhandwerker, hierauf folgten sämmtliche Vereine der hiesigen Gemeinde. In langem Zuge gings nach dem neuen Schulhause, woselbst Herr Architekt Schneider mit einer Ansprache dem H. Bürgermeister Treiber den Schlüssel des Neubaus überreichte, welcher dieselben dankend entgegennahm u. die Thüre öffnete.
 
Nachdem die Schüler ein Lied gesungen grüßte von einem Fenster des neuen Schulhauses aus Herr Bürgermeister Treiber die zahlreich versammelten Festteilnehmer, gab seiner Freude Ausdruck über die glückliche Vollendung des neuen Schulgebäudes, dessen Erstellen infolge der immer mehr zunehmenden Bevölkerung und des sich hierdurch ergebenden Mangels an Schulsälen zur Notwendigkeit geworden sei und schilderte dann noch in warmen Worten die Bedeutung der Volksschulen für die Heranbildung der Jugend und übergiebt dann dem ersten Hauptlehrer Herrn Weßlein die Schlüssel, welcher dieselben mit dem Gelöbnis ernster und heiliger Pflichterfüllung übernimmt, dankt ferner noch der Gemeinde und der Bauleitung durch deren gemeinsames Streben dieser neue Bau erstanden ist.

Der Neubau enthält im ersten Stock zwei Hauptlehrerwohnungen, welche derart eingerichtet sind, daß dieselben jederzeit, ohne größeren Kostenaufwand zu Schulsälen umgeändert werden können; im zweiten Stockwerke drei Lehrsäle, sowie zwei Unterlehrerwohnungen; im 3. Stockwerke 3 große und einen kleineren Lehrsaal, sowie ein Konferenzzimmer.

Nach einem Gesang des evang. Kirchenchors und des Liederkranzes schildert Herr Pfarrer Kern den Bau des Hauses. Gleichwie zu einem solchen Bau in erster Linie eine gute Grundlage gelegt werden mußte, so sei auch die Religion die Grundlage wahrer Bildung. Hierauf betonte Herr Stadtpfarrer Bartholme die Nützlichkeit der Schule als Unterrichts- und Erziehungsanstalt und gibt den Schulkindern dringende Ermahnungen, zum Gehorsam gegen ihre Eltern und zum Dank gegen die Gemeinde.
 
Nach einem weiteren Lied brachte Herr Ratschreiber Hunger die Urkunde die alsbald in den Grundstein eingelegt wurde, zur Verlesung. Zwei Meister vermauerten sodann die Urkunde nebst einer Flasche Wein sowie zwei Zeitungen etc. Hierauf trat der Bürgermeister nebst Gemeinderäten heran u. thaten jeder 3 Hammerschläge. Von der Jugend, die schon längst den Schluß des Programms herbeiwünschte erhielt jedes eine große Bretzel.

In der Rose begann nun das Bankett, welches recht gut besucht war. Herr Bürgermeister Treiber eröffnete dasselbe und brachte einen Toast auf S.K.H. den Großherzog aus, worauf die Nationalhymne gesungen wurde. Herr Bezirksrat Fritsch spricht dem Bürgermeister u. dem Gemeinderat den Dank aus für die Bewilligung der Mittel zur Erstellung des neuen Schulhauses und bringt ein Hoch auf dieselben aus, Herr Gemeinderechner Helmling gedenkt I.K.H der Großherzogin der Protektorin der Industrieschulen. Herr Glasermeister Joh. Zahn Schwetzingen bringt im Auftrag der am Bau beschäftigt gewesenen Handwerker ein Hoch auf den Gemeinderat aus, während Herr Kaplan Hund, der Musikkapelle, den Gesangvereinen und deren Dirigenten gedenkt, die heute so viel zur Verschönerung der Feier beigetragen haben.

Unter Gesang und gegenseitiger Unterhaltung verlief der Abend auf’s schönste.“
 
Soweit der damalige Zeitungsbericht. Wer genau liest, bemerkt schon den Hinweis auf die Möglichkeit der Erweiterung der Raumkapazität und in der Tat bleibt die Geschichte der Friedrichschule vom beginnenden 20. Jahrhundert an bis heute auch eine Geschichte der Schulraumnot.

Der Bau einer gemeindeeigenen Schule war jedoch nicht nur eine bauliche Maßnahme zur Behebung der Schulraumnot, sondern demonstrierte gleichzeitig auch nach außen eine Loslösung der Jahrhunderte alten Schulpraxis, nach der alle schulische Bildung und natürlich auch die Schulaufsicht immer in den Händen der Kirchen lag. Die Aufschrift „Gemeinde-Schule“ oben an der Schulfront und das Metalltransparent „Plankstadt“ auf dem Dach der Schule zeigen diesen selbstbewussten Wandel hin zur staatlichen Aufsicht ganz deutlich. Diese 1872 zunächst in Preußen eingeführte staatliche Schulaufsicht im Zuge von Bismarcks Kulturkampfes wurde nach und nach auch in die Länder übertragen; in Württemberg gab es beispielsweise Kompromisslösungen, die sich bis zum Ende des Ersten Weltkriegs hinzogen. In Baden, wo diese Änderung auf Grund der liberalen Einstellung der badischen Politik früher eintrat, spielten dabei auch die Besonderheiten des Badischen Kulturkampfes, in dem der Freiburger Erzbischof Hermann von Vicari und der badische Großherzog Friedrich I. die Protagonisten waren, eine besondere Rolle.

Doch zurück zur Schulraumnot Bereits 10 Jahre nach der Einweihung musste die Schule 1905 um drei weitere Lehrsäle erweitert werden und 1911 war die nächste Erweiterung um weitere Lehrsäle auf nunmehr 14 Klassenzimmer erforderlich geworden. So entstanden die Anbauflügel an der Rückfront der Schule. Durch den Bau der Eisenbahnersiedlung nach dem Ersten Weltkrieg verschärfte sich die Schulraumnot weiter erheblich und man plante einen Zusatzbau im Hof der Schule mit weiteren acht Lehrsälen. Auch die ins Plankstädter Wasserwerk ausgelagerte Kochschule sollte in dieses Haus integriert werden. Die Pläne scheiterten jedoch an architektonischen Problemen. Im Jahr 1938 wurde ein erneuter Versuch mit einem neuen Schulgebäude in der Keesgrieb gemacht; dieser Planung machte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 ein jähes Ende.
Einen neuen Planungsanlauf machte man 1949, als die Pläne eines neuen Hauses im Schulhof wieder belebt wurden. Die Schülerzahl war durch den Zuzug der Flüchtlinge sowie durch die geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge stark angestiegen und verlangten eine Lösung. Es gab dann mehrere Lösungsansätze: als eine Möglichkeit wurde das Gebiet zwischen Eisenbahnersiedlung und Ort vorgeschlagen, denn dort war bis auf wenige Häuser nur Ackergelände. Ins Blickfeld geriet auch das Gelände der heutigen Sportplätze am verlängerten Waldpfad bzw. an der Jahnstraße. Im November 1960 einigte sich der Gemeinderat auf das Gelände am Altrott – also auf den Standort der heutigen Humboldtschule.

Das alte Schulhaus an der Friedrichstraße blieb damit in seinem Ausmaß von 1911 erhalten. Alle weiteren Bau- und Sanierungsmaßnahmen fanden im Innern des Hauses statt: Das alte Abortgebäude im östlichen Schulhof verschwand in den 50er Jahren und im Haus wurden die Toiletten eingebaut. Als sich die Hauptschule mit der 1964 eingeführten 9. Klasse ganz in die Humboldtschule verlagerte, trat sukzessive auch eine vermehrte Umnutzung der Räume in der nun neu benannten Friedrichschule ein, die nun zur reinen Grundschule wurde. Klassenzimmer wurden zu Fachräumen, das 1927 im Keller der Schule eingerichtete Volksbad wurde 1977 aufgegeben, die kleinen Wohnungen im Dachgeschoß verschwanden, das Rektorat wurde umgebaut, ein größeres Lehrerzimmer entstand und mehr und mehr mussten Räumlichkeiten für die außerunterrichtliche Betreuung der Kinder umgewidmet werden.

Vergleicht man die Raumnot der Schule in den Jahren um 1950 und heute miteinander, so erscheint dies nur auf den ersten Blick höchst verwunderlich: Im Jahr 1950 besuchten 1057 Schüler die Schule mit 14 Klassenräumen und 27 Klassen bei 17 Lehrkräften; im Jahr 2015 zählen wir 207 Schüler in 9 Klassen bei 14 Lehrkräften in 12 Klassenräumen. Doch die Verhältnisse damals und heute lassen sich nicht mehr vergleichen.
Interessant ist auch, dass auf den zahlreichen Erweiterungs- und Neubauplanen für die Schule alle Klassenzimmer immer für 60 Schüler ausgewiesen waren, wobei in den Jahren des Ersten Weltkriegs, als die meisten Lehrer Kriegsdienst leisten mussten, durchaus auch mal Klassen bis zu 100 Schüler zählen konnten. In die alten Schulbänke konnte man ja gut drei Schüler, und wenn die Not arg groß war, sogar vier Schüler pressen!

Interessante Notizen und Eintragungen finden sich in den Akten auch zu den im Dachgeschoss als Notwohnungen genutzten Räume: So ist ein Dauerstreit zwischen einem Bewohner und dem Schulhausmeister berichtet oder von einem Vorfall, als Bewohner Teile des Dachstuhls als Brennmaterial zum Heizen ihrer Wohnung nutzten und so sogar die Statik des Dachstuhls gefährdeten!

So ranken sich viele Geschichten um die alte Schule und zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten findet am 11. Juli ein Ehemaligentreffen statt, bei dem die alten Erinnerungen an die Schulzeit ausgetauscht werden können.

UK (Foto: Kobelke)

Erinnerungen an die eigene Schulzeit - Ehemaligen – Nachmittag an der Friedrichschule zum 120-jährigen Schuljubiläum (11.07.2015)

120 Jahre Friedrichschule – zum Auftakt der Jubiläumsveranstaltungen hatte die Schule zu einem Treffen für alle ehemaligen Schüler der Schule eingeladen und weit über 300 Plänkschter hatten sich auf den Weg gemacht, um einen Blick in ihr ehemaliges Schulgebäude zu werfen und den Ausführungen von Gemeindearchivar Ulrich Kobelke zu lauschen, der die Schul-Vergangenheit in ausgewählten historischen Fakten und vor allem in anekdotenhaften Erinnerungen lebendig werden ließ.

Und so tauchten vor dem geistigen Auge der Gäste die schulischen Verhältnisse vergangener Jahrzehnte, die Raumnot angesichts heute gar nicht mehr vorstellbarer Schülerzahlen um die Mitte des letzten Jahrhunderts und vor allem die damit verbundenen Lehrerpersönlichkeiten auf! Die von Rektorin a.D. Heidrun Engelhardt-Geiß arrangierte Fotoausstellung fand große Beachtung und so mancher fand sich auf den alten Bildern wieder. Auch bei den Lehrerportraits wurden unterschiedliche Erinnerungen wach, wie z.B. „Woasch noch, bei dem hot’s gewwe vun de Glatte!“ oder „Zu dere bin isch geern in Schuul gange!“ Ganz besonders die früheren Schulstrafen, die damals an der Tagesordnung waren und die jede und jeden aus den unterschiedlichsten Gründen treffen konnten, riefen heute so manches Kopfschütteln hervor. Aber auch viele gesetzliche Vorgaben von damals sind heute nur schwer nachzuvollziehen wie z.B. der Erlass, dass nur „Fräuleins“ im Lehrberuf geduldet wurden und bei Verehelichung sofort der Dienst zu quittieren war, z.T. ohne jegliche finanzielle Ansprüche! - Verschiedene Jahrgänge hatten sich zu diesem Nachmittag verabredet und schwelgten in Erinnerungen, auch beim anschließenden Gang durchs Schulhaus und bei Kaffee und Kuchen.

Das Feedback zu dieser Veranstaltung und den Ausführungen von Ulrich Kobelke, der ja nicht nur selbst Schüler dieser Schule war, sondern auch auf seine reichen Erfahrungen aus über 40 Jahre im Lehrerberuf und in der Schulleitung zurückgreifen konnte, war ausschließlich positiv; Äußerungen wie „Do heedsch noch ä Schdund vazeehle kenne!“ waren anschließend häufig zu hören.
Bei seinen guten Wünschen für die Zukunft der Friedrichschule schlug der frühere Pädagoge durchaus auch nachdenkliche Töne an:

  • So wünschte er der Schule eine längere Zeitspanne des Unterrichtens in Ruhe ohne ständige Veränderungen und Neuerungen aus Stuttgart, die manchmal nach kurzer Zeit auch wieder aufgehoben werden (Beispiel Mengenlehre);
  • er wünschte mehr Vertrauen der Elternschaft in die Arbeit von Schule und Lehrkräften und nicht nur die oft einseitige und ausschließlich auf das eigene Kind fokussierte Sicht auf die Schule und die häufig damit verbundenen unrealisierbaren Forderungen – auch was so manche materiellen Forderungen gegenüber der Kommune anbelangt;
  • er wünschte der Schule mehr Wahrnehmung der schwieriger werdenden Erziehungsarbeit durch die Elternschaft und keine ausschließliche Verlagerung der Erziehungsarbeit auf die Schule
  • und vor allem wünschte er der Schule und allen daran Beteiligten öfter eine pragmatische und vom gesunden Menschenverstand und vor allem von mehr Gelassenheit geleitete Sicht auf die Schule.

UK

120 Jahre – Friedrichschule feiert mit Jubiläumswoche (18.07.2015)

Nach dem schönen Fest für die Ehemaligen am ersten Jubiläumswochenende, bei dem, umrahmt von musikalischen Beiträgen u.a. von Florian Steinberg am Klavier, Gemeindearchivar Ulrich Kobelke Geschichte und Geschichten lebendig werden ließ, fand nun am zweiten Wochenende das Schulfest für unsere Schulkinder statt.

In der Tat – es war ein Fest der Superlative. Zirkus Zappzarap war angesagt, und was die Kinder während der vorausgegangenen Projektwoche in 14 Gruppen mit Lehrern und Eltern einstudiert hatten, gaben sie nun in zwei Vorstellungen mit einer Perfektion zum Besten, die ihresgleichen sucht. Begeisterung pur konnte man bei allen erleben, die an diesem Tag die Aufführungen sehen konnten und natürlich auch bei den Kindern, die diese phantastische Leistung zu Recht richtig stolz machte. Dass gleich zwei Großveranstaltungen innerhalb einer Woche so gelungen sind, ist das Verdienst vieler, vieler helfender Menschen und einer tollen Schulgemeinschaft. Deshalb gilt hier der Dank ganz besonders unseren einmaligen Eltern für ihre große Spendenbereitschaft und ihre engagierte Mithilfe bei Organisation, Durchführung und pädagogische Begleitung während der Woche.Ein Dank gilt auch der Sparkasse Heidelberg für ihr Sponsoring.