Sandstein-Sanierung der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus zu Plankstadt 2013 - 2015
Bei der derzeitigen umfassenden Sandstein-Sanierung an der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus in Plankstadt geht es nicht um die vorherrschende rote Farbe der Klinker-Verblendung, die das Bild der Kirche prägt, sondern um die hellen gelblichen Steine, die über den ganzen Bau verstreut zu sehen sind.
Die Kirche war ursprünglich im neugotischen Baustil geplant, man entschied sich dann aber für den neuromanischen Stil. Damals ging man von ca. 1.900 Sitz- und Stehplätzen aus; durch den Einbau des neuen Kirchengestühls zu Beginn der 70er-Jahre verringerte sich die Sitzplatzzahl auf etwa 600 – 700 Plätze. Natürlich wird diese Besucherzahl in den seltensten Fällen heute erreicht – vielleicht einmal in einer weihnachtlichen Christmette; dennoch muss man darauf verweisen, dass die Kirche in drei Sonntagsgottesdiensten bis in die 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts meist voll besetzt war.
Der stets an Steinen nagende Zahn der Zeit, vehement verstärkt durch die vielen negativen Umwelteinflüsse, führte immer wieder dazu, dass diese Steine unter den Einflüssen leiden und zunehmend marode wurden. Bereits in den vergangenen Jahrzehnten wurden immer wieder kleinere Restaurierungen durchgeführt, weil durch sich lösende herabfallende Steinbrocken Menschen gefährdet wurden.
Bei der jetzigen Sanierung wurde nach umfassender Inspizierung und fachmännischer Begutachtung aller Steine ein Austausch und eine gründliche Sanierung der schadhaften Sandsteinteile beschlossen. Dazu werden diese Teile herausgelöst und durch neu geschaffene Teile ersetzt.
Planung und Bauleitung: Michael Dursy, Steinmetz- und Steinbildhauermeister, Staatl. geprüfter Steintechniker, Restaurator
Er konnte bei den Sanierungsarbeiten auf diese renommierte Firmen zurückgreifen:
Gerüstbau: Firma Nachbauer, Ludwigshafen
Steinmetzarbeiten: Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser
Turmkreuzsanierung: Schlosserei Erich Seifert, Weinheim; Firma FachWerk, Dielheim
Glasmalerei: Glaswerkstadt Peter Meysen, Heidelberg
Dachdeckerarbeiten: Erdnuss–Dach & Holzbau, Zella-Mehlis (Thüringen)
Taubenabwehr: TOSU-Taubenabwehrsysteme, Mannheim
Schreinerarbeiten: H & R – Schreinerei, Hockenheim
Turmhelmarbeiten: Ettersburger Denkmalbau
Finanzierungsplanung: Erzbischöfliche Verrechnungsstelle Heidelberg im Verbund mit der Seelsorgeeinheit
Unterstützende Begleitung der Bauleitung: Erzbischöfliches Bauamt Heidelberg
Zur Geschichte der Pfarrkirche St. Nikolaus
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war für den katholischen Teil der Plankstädter Bevölkerung die Schwetzinger Pfarrei St. Pankratius zuständig. Die Plankstädter Katholiken mussten also die Gottesdienste in Schwetzingen besuchen und gehörten der dortigen Pfarrei an. (Zur Erinnerung: Die heutige Paul-Bönner-Straße war das sogenannte „Frühmesspädl“, auf dem die Katholiken Plankstadts zu den Gottesdiensten nach Schwetzingen eilten.)
Durch die starke Bevölkerungszunahme und damit auch des Anstiegs der Zahl der Katholiken war es sinnvoll, in Plankstadt eine eigene Kirche und Pfarrei zu errichten. Auf dem Gelände, das die Kirche erwarb, stand ein Bauernhaus, in dem nach dem Erwerb zunächst der katholische Kindergarten untergebracht war. Nach dem Bau des Kindergartens (Gasthaus „Zum Löwen“) wurde es abgerissen, das ehemalige Schulhaus im hinteren Teil des Geländes wurde als Pfarrhaus erworben.
Kurzer Abriss der Geschichte der St. Nikolaus-Kirche
22.03.1899: Erster Spatenstich zum Kirchenbau
12.08.1899: Grundsteinlegung
Oktober 1900: Fertigstellung des Rohbaus
23.11.1900: Erstmals läuten die Glocken der neuen Kirche
1901: Erster Gottesdienst
08.04.1901: Provisorische Einweihung
18.04.1901: Pfarrverweser Julius Dörr kommt nach Plankstadt
1902: Einbau der ersten Orgel
16.05.1904: Konsekration durch den Freiburger Erzbischof Dr. Thomas Nörber
04.11.1904: Erhebung Plankstadts zur Pfarrei; Julius Dörr wird erster Pfarrer der neuen Pfarrei St. Nikolaus
1911: Kirche erhält eine elektrische Beleuchtung
1917: Kirchenglocken als kriegswichtiges Material eingezogen
1919 - 1929: Sukzessive Beschaffung des 2. Geläuts
1929: Ausbau und Erneuerung der Orgel
1929: Einbau der jetzigen Turmuhr (Pfarrer Eugen Augenstein)
1942: Erneute Einziehung der Glocken zu Kriegszwecken
1950: Beschaffung des 3. Geläuts (zusammen mit der ev. Kirchengemeinde)
1955/56: Erste große Innenrenovierung (Pfarrer Heinrich Grimm)
1962/63: Sanierung des Turmdaches (Pfarrer Ludwig Bender)
1965: Kirche erhält die jetzige Orgel (Fa. Weise, Plattling)
1969/70: Zweite große Innenrenovierung (Pfarrer Werner Reihing)
2002/03: Dritte große Innenrenovierung (Pfarrer P. Bernhard Brinks)
2005: Eingliederung der Pfarrei in die Seelsorgeeinheit Schwetzingen – Plankstadt – Oftersheim (Pfarrer und Dekan G.R. Wolfgang Gaber)
2013/14: Große Überholung der Orgel (Fa. Schrempf, Speyer)
2013/15: Sandsteinsanierung der gesamten Außenfassade einschließlich des Turmes (Pfarrer Friedbert Böser)
Die Glocken von St. Nikolaus
(Gesamtgewicht: 4.140 kg) – Gravierungen der Glockenzier
Christ-Königs-Glocke:
Hell zum Himmel soll es klingen,
(Ton des; 1700 kg; Ø 142 cm) Ueber alle Lande dringen:
Jesus König aller Zeit,
Hochgelobt in Ewigkeit.
St.Nikolaus-Glocke:
St.Nikolaus, du Schutzpatron,
(Ton es; 1250 kg; Ø 126 cm)Zu Christus-König, Gottes Sohn,
Zur Gottesmutter lieb und traut
Ruft die Gemeinde hin stets laut.
Marien-Glocke:
Alle Tage, Glocke sage
(Ton ges; 650 kg; Ø 104 cm)
Lob der Mutter unseres Herrn.
St.Michaels-Glocke:
Hilf uns hie kämpfen,
(Ton b; 320 kg; Ø 82 cm)
die Feinde dämpfen – St.Michael.
St. Joseph-Glocke:
St.Joseph heiß ich, Tote bewein ich,
(Ton des; 220 kg; Ø 68 cm) und ruf ihnen zu: Habt ewige Ruh!
Es handelt sich um das 3. Geläut der Kirche aus dem Jahr 1950; die vorherigen Geläute mussten 1917 und 1942 als kriegswichtiges Material abgeliefert werden.
Die Turmuhr der Pfarrkirche St. Nikolaus
Laut Vertrag vom 20. Mai 1901, zwischen Benedikt Schneider Söhne, Turmuhrenfabrik Schonach und dem katholischen Stiftungsrat hier wurde eine Turmuhr aufgestellt zum Preise von 2 200 M.
Bei der Vervollständigung des Geläutes in den zwanziger Jahren musste auch die Turmuhr einem neuen Schlagwerk Platz machen. Da die Umarbeitung und Umstellung der alten Uhr auf das neue Glockenwerk beinahe so viel gekostet hätte, als ein ganz neues Werk, hat der Stiftungsrat das alte Werk um 1 200 M. an die Gemeinde Denkingen in Baden verkauft. Zum Jubiläum 1929 wurde eine neue Präzisionsturmuhr mit wechselndem Viertelschlag nach Art Westminster und einfachem Stundenschlag auf der größten Glocke aufgestellt. Das ganze Werk beanspruchte einen Kostenaufwand von 4 800 M. (1929)
Zwischenzeitlich mussten über die Jahrzehnte öfter Reparaturen oder Neuerungen an der Turmuhr vorgenommen werden. So bekam sie eine elektrische Aufzugsvorrichtung, sie wurde an eine immer genau gehende Funkuhr angeschlossen, die Zifferblätter wurden restauriert und die Zeiger erneuert. Das Uhrwerk selbst aber blieb seit 1929 immer erhalten.