Geschichte der Plankstädter Post
Gemessen an der gesamten Ortsgeschichte ist die Geschichte der Plankstädter Post recht jung. So wissen wir von einer Posthilfsstelle, die als Postagentur ab dem 1. Oktober 1869 eine Aufwertung erhielt.
Geführt wurde diese Agentur von einem Privatmann, der allerdings zu den wohlhabenderen Bürgern gehören musste, denn es war eine Kaution zu stellen und der notwendige Raum musste auch vorhanden sein. In einer derartigen Agentur konnte man Briefmarken kaufen und Post zur Weiterbeförderung aufgeben.
Ab dem 1. Oktober 1928 hatte Plankstadt ein Zweigpostamt, welches mit Postbediensteten besetzt war. Untergebracht war die Posthalterei dann in verschiedenen Privathäusern, unter anderem erinnert man sich der Postdienststelle bei Familie Helmling in der Schillerstraße 2, bis am 1. April 1935 das Postamt auf dem Grundstück Wilhelmstraße 2 eröffnete. Am 14. Juli 1955 zog es dann für die nächsten 20 Jahre in die Eppelheimer Straße 1, dem ehemaligen Gasthaus „Zum Pflug“ (heute Grünanlage) um. Zwar waren die Räumlichkeiten hier etwas größer, jedoch war die Lage verkehrstechnisch recht ungünstig und auch für die Kunden nicht ganz ungefährlich, da man vom Ausgang gewissermaßen direkt auf die vielbefahrene Eppelheimer Straße trat. Als früher noch die Renten durch die Post bar ausgezahlt wurden, bildeten sich lange Schlangen vom Schalter bis hinaus auf den Gehweg vor dem Gebäude.
Als am 17. Mai 1976 das Postamt in Schwetzingen in das neue Gebäude in der Bahnhofsanlage umzog, wurde gewissermaßen eine Art „postalische Eingemeindung“ Plankstadts vollzogen, denn nun verlagerten sich Posteingang, Postausgang und Zustellung nach Schwetzingen. Mit dem Umzug in die neuen Amtsräume im Süba-Gebäude an der Schubertstraße / Brühler Weg am 19. Dezember 1977 begann ein neuer Abschnitt der Plankstädter Post und niemand hätte damals für möglich gehalten, dass es sich dabei um den letzten Abschnitt der Geschichte des Postamts Plankstadt handeln könnte. Bei den Einweihungsfeierlichkeiten war man ob der Funktionalität der neuen Räume des Lobes voll; es wurde darauf hingewiesen, wie wichtig ein modernes Postamt für eine Gemeinde von fast 10.000 Einwohnern sei. In der Einweihungsansprache von Oberpostrat Nonnenmacher war die Rede von den Erfordernissen der Zeit, der Sicherheit, der einwandfreien Dienstverrichtung, der freundlichen und zügigen Bedienung – kurzum, mit dem neuen Postamt sei alles getan, was dem Kunden und Bürger der Gemeinde zum Vorteil gereicht. Bürgermeister Werner Weick hatte in seinem Grußwort darauf hingewiesen, dass man bereits 1966 bei der Verwaltung festgestellt habe, dass dem Kunden der Gang in den alten „Pflug“ nicht mehr zugemutet werden konnte. Durch die Entwicklung Plankstadts in Richtung Nordwesten sei auch mit der Bildung eines neuen Ortsmittelpunkts zu rechnen und somit sei das neue Postamt am richtigen Ort. Diese Voraussage hat sich in der Folge nicht ganz bewahrheitet, denn trotz der stärkeren Frequentierung dieser Örtlichkeit blieb der Orstmittelpunkt weiterhin beim Rathaus und den beiden Kirchen. Durch den Neubau und vor allem durch die Annahme des Gemeindezentrums durch die Bevölkerung wurde dieser Trend auch wirkungsvoll bestätigt.
Nicht immer gingen im neuen Postamt alle Voraussagen der Einweihungsfeierlichkeiten in Erfüllung, besonders wurde in all den Jahren immer wieder ein gewisser Mangel in der Zügigkeit der Abfertigung kritisiert – niemand wusste genau zu sagen, woran das liegen mochte, nicht einmal die Oberpostdirektion in Karlsruhe, die auf diesen Umstand oftmals angesprochen wurde. Vielleicht war es einfach auch so, dass für manche Dienstleistungen der Post der bürokratisch vorgeschriebene Ablauf bei stärkerem Kundenaufkommen einfach zu langwierig ist, wer weiß. Jedenfalls mieden etliche Plankstädter das hiesige Postamt und gingen lieber nach Schwetzingen, wo die Abfertigung anscheinend doch schneller ging; wahrscheinlich auch nur, weil dort mehere Schalter besetzt waren.
Nun also hat das Postamt ausgedient, das Postamt kehrt zurück zur Postagentur – gerade wie vor über 100 Jahren. Wer hätte das gedacht, wer hätte eine solche Entwicklung für möglich gehalten?
Die Post suchte nach einem Betreiber der Agentur und fand ihn zunächst in Gerd Schäfer, dem Besitzer des Eisen- und Haushaltswarengeschäfts in den Bismarckstr. 1. Hätte sich kein Plankstädter Geschäftmann zur Übernahme der Agentur bereit erklärt, so hätte die Deutsche Post das Postamt weiter geöffnet halten müssen. Nach der Schließung des Geschäfts verlagerte sich die Postagentur in die Hauptstraße 34, wo die Inhaberin der Firma C-Fashion, Cornelia Schmitt, diese Aufgabe übernahm. Dieser Standort war in früheren Jahrzehnten das Ladengeschäft von Raumausstatter Klaus.
Zwar blieben durch die Agentur dem Bürger die Serviceleistungen erhalten, aber mit der Aufgabe eines eigenen Postamtes hat die Gemeinde eine Einbuße erlitten; wie dies immer der Fall ist, wenn Einrichtungen oder Institutionen abgegeben werden.
(Verfasser: Ulrich Kobelke)