Waschtage in früherer Zeit

Brenk und Wäschestampfer

Heute kann jeder zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Waschmaschine füllen und laufen lassen – sofern er dabei nicht die Ruhe seiner Mitmenschen stört.

Früher war das ganz anders. Auf dem Dorf war ein Wochentag als Waschtag bestimmt worden. In aller Frühe wurde in der Waschküche oder im „Scheppl“ (= überdachter Schuppen) der große Kessel angefeuert, der das Wasser zum Kochen brachte.

In Brenken war die Wäsche – wohl vorsortiert nach Kochwäsche, empfindlichere Wäsche usw. – eingeweicht worden.
 
Wenn das Wasser heiß war, wurde die Wäsche erst mal gekocht und dabei immer wieder mit einem großen Holzlöffel umgerührt. Danach wurde sie Stück für Stück in einer Brenk mit einem Waschbrett und Waschmittel von Hand geschrubbt.
 
Später tauchte dann der Wäschestampfer, auch „Wäscheliesel“ genannt. Mit ihm wurde die eingeweichte Wäsche gestampft. Der Stampfer ersetzte das altertümliche Stampfen mit den Füßen.
 

In mehreren Gängen wurde die Wäsche danach mit kaltem Wasser gespült, bis das Waschmittel herausgespült war.
 
Zu zweit wurden die größeren Stücke dann ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt.
 
Für die Wäsche einer Familie mit drei Generationen dauerte der Waschtag schon bis in den Nachmittag hinein. Oft waren es die Großmütter, welche die Hauptarbeit leisteten.
 
Besonderheiten waren damals handgetriebene Wäschemangeln, bei denen die Wäsche zwischen Gummirollen ausgepresst werden – sie ersetzten das kräftezehrende Auswringen.
 
Die ersten Elektrogeräte beim Waschtag, waren die Schleudern, die mit hoher Umdrehungszahl das Wasser aus der nassen Wäsche herausschleuderten. Dabei war bei der Füllung der Schleudern auf Gleichmäßigkeit zu achten, da die Schleudern die Angewohnheit hatten, bei unsachgemäßer Füllung ihren Platz selbstständig zu verlassen, so dass man sie festhalten musste. Die ersten elektrischen Waschmaschinen hatten wenig Ähnlichkeit mit heutigen Modellen. Im Wesentlichen waren sie ein Ersatz für den alten Kessel; eine Heizschlange heizte das Wasser auf und mittels eines großen Plastikflügels wurde die Wäsche hin und her bewegt. Hier gab es auch ein Gerät, das eine Kombination aus Flügelwaschmaschine und Wäscheschleuder darstellte: die in der Waschmaschine gekochte Wäsche wurde nach dem Spülen (natürlich außerhalb der Maschine per Hand) in die Schleuder gefüllt und dort geschleudert.
 
Ein Vorläufer der Waschmaschine war auch eine Konstruktion, bei der per Handkurbel im Inneren eines Blechbehälters die Wäsche bewegt wurde. Der Behälter wurde dabei auf den Herd in der Küche gestellt und so beheizt.
 
Nur, wer noch Erinnerungen an die Waschtage in den 50er Jahren hatte, kann überhaupt ermessen, welche Arbeitserleichterungen die modernen Waschmaschinen von heute bringen.
 
Nicht erörtert sind hier natürlich die Situationen, bei denen die Waschtage infolge mehrerer Mietparteien organisiert werden und zeitlich festgelegt werden mussten.
 
Auch wer keinen Hof und keine Waschküche zur Verfügung hatte, dem blieb nichts anderes übrig, als die Wäsche in der Küche auf dem Herd zu kochen.
 
Für das Trocknen der Wäsche kam nur der Hof oder Garten, bzw. bei schlechter Witterung der Speicher in Frage.

(Verfasser: Ulrich Kobelke)