Das Gasthaus „Zur Rose"

Gasthaus "Zur Rose"

Das Foto aus dem Jahr 1904 zeigt die frühere Metzgerei und Gastwirtschaft „Zur goldenen Rose“ in der Schwetzinger Straße 6.

Das Adjektiv „goldene“ ist dann wohl später im Laufe der Jahre aufgegeben worden. Die Metzgerei war hinter dem größeren Fenster links neben dem Eingang untergebracht, der Gastraum befand sich auf der rechten Seite vom Eingang. Das alte Foto mit den Personen, die sich vor dem Haus aufgebaut haben und die an der Mauer neben dem Haus sitzen, strahlt noch eine Beschaulichkeit aus, die wir auf Grund des Verkehrs heute an dieser Stelle der Hauptstraße nicht mehr finden können. Nach der Fertigstellung der neuen B535 zwischen Schwetzingen und Plankstadt und durch die östliche Umgehung Plankstadts bleibt nur zu hoffen, dass sich der Verkehr an dieser Stelle künftig auch beruhigen wird. - Im Jahr 1972 bahnte sich der Umbau des Hauses zur heutigen Gestalt an. Ein Artikel in der Schwetzinger Zeitung von Eugen Pfaff weist darauf hin. Der Umbau damals diente der Aufnahme einer Filiale der Lebensmittel-Kette „Goedecke“, die zuvor im Haus Schwetzinger Str. 20, der heutigen Döner-Gaststätte, untergebracht war. Später beherbergte der Laden viele Jahre eine Schlecker-Filiale, seit November 2012 residiert hier das Gesundheitshaus Hagenauer.

Die Gastwirtschaft „Zur Rose"

Eine Wirtschaftskonzession für das Haus wurde erstmals im Jahr 1860 an Johann Peter Gaa II erteilt, der richtig darum kämpfen musste. Damals gab es in Plankstadt drei Gastwirtschaften und nach der üblichen Bedarfsberechnung (1 Gastwirtschaft pro 400 Einwohnern) traf diese Voraussetzung nicht zu. Hinzu kamen zu dieser Zeit vermehrte Klagen wegen Wirtshausstreitereien und man dachte wohl, dass durch eine weitere Gaststätte diese noch zunehmen könnten.
Johann Peter Gaa, der gelernter Sattler war, wies nach, dass er viereinhalb Jahre als Kanonier und Korporal gedient hatte; dass er an Feldzügen ins Schleswig-Holstein und im Badischen Oberland mitgewirkt hatte und außerdem wegen eines Augenleidens einen „redlichen Abschied“ vom Militär erhalten hatte, auf Grund dieser ehrenvollen Vergangenheit wurde ihm ausnahmsweise die Gaststättenkonzession erteilt. Allerdings musste er das Haus so umbauen, dass er Fremde beherbergen konnte – eine der wichtigsten Voraussetzungen zum Erhalt der Konzession. Außerdem wies Gaa nach, dass das erlernte Sattlerhandwerk in Plankstadt bereits „überbesetzt“ sei und somit keine Lebensgrundlage bieten konnte.

Eine Metzgerei, die erst 1955 aufgegeben wurde, kam zur Gastwirtschaft noch hinzu. Am 20. September 1971 wurde die Gaststätte endgültig geschlossen, nachdem sie bis 1964  - also über 100 Jahre - von der Familie Gaa (bzw. dem Schwiegersohn zwischen 1910 – 1914) selbst geführt und danach in andere Hände verpachtet worden war.

Viele werden sich dabei an den fast schon legendären Wirt Michael Fichtner erinnern, der in der Rose die Diskothek „Waggon Wheel“ mit Disc-Jockey Wolfgang Rettig betrieben hatte, bevor er dann in Schwetzingen den „Kühlen Krug“ am alten Spritplatz übernahm.

Gehen wir in der Geschichte weiter zurück, so hören wir nach der Wende zum 20. Jahrhundert vom Wirt Georg Michael Gaa, der ein originelles Marketingkonzept erfunden hatte, indem er am frühen Morgen, als die Arbeiter aus dem Unterdorf auf dem Weg zum Bahnhof waren, mitten auf der ‚Kreuzgasse’ lautstark verkündete: „Strömt herbei, ihr Völkerscharen, denn das Bier hat abgeschlagen; bei Georg Michael Gaa im Gasthaus „Zur Rose“ zu Plankstadt!“ 
 
Alte Plankstädter berichteten auch von Sprüchen wie „In der Ros’, in der Ros’, do isch der Deifel los; do gibt’s gebrädelte Kardoffel, Knoche uhne Soß’!“
Von diesem legendären und humorvollen Wirt wird eine weitere Geschichte erzählt. Vor der Treppe ( = Staffel) auf der Straße mussten sich die Kinder im Halbkreis aufstellen und folgenden Liedvers singen:
 
„Zum Rousewerd, zum Rousewerd,
do gääne ma nimmi nei !
Der hot sou kloane Werschdelin,
unn hot sou sauere Wei‘ !“
 
Das Lied amüsierte den Rose-Wirt sehr und zum Dank für den Gesang bekam jedes Kind, das mitgesungen hat, ein Würstchen und ein Glas Limonade.
 
Diese Geschichten sind mitnichten despektierlich oder abwertend gemeint, sondern sie dienen als liebevolle Erinnerung an längst vergangene Tage im alten Plankstadt.
 
Über Jahrzehnte hinweg war die Rose Vereinsheim zahlreicher Plankstädter Vereine, so über 70 Jahre bis 1968 für den MGV Liederkranz (1891 im Adler gegründet), Im Winter 1926 fanden hier im Saal die ersten Besprechungen der Tabakbauern statt, die dann 1927 in der „Sonne“ den Tabkbauverein gründeten. Über viele Jahre hinweg fand im Rose-Saal der Familienball der Freiwilligen Feuerwehr statt und während des Zweiten Weltkriegs waren im Saal gefangene französische Offiziere untergebracht, von denen manch einer sich nach dem Krieg offenbar an eine nicht schlechte Behandlung erinnerte und den alten „Feind“ besuchte.

Das Grundstück

Das Grundstück umfasste im Jahr 1570 die Parzellen Schwetzinger Straße 2 – 6 und Ladenburger Straße 1 – 5; es war die Hofstätte des zweitgrößten Guts in Plankstadt und in Schönauer Besitz. Zu diesem Gut gehörten 37 Einzelgrundstücke mit etwa 181 Morgen Ackerland. Der Zeitbeständer im Jahr 1570 hieß Michael Golnerund noch 200 Jahre später wurde in Lagerbüchern vom „Golnerhof“ geredet. Der Schultheiß Barthel Volz war kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) Pächter des Hofes. Auch die späteren Pächter, darunter um 1750 der Heidelberger Ratsherr Jakob Kuhn, hatten großen Einfluss auf die kommunalen Geschehnisse in Plankstadt. Während Michael Golner und Barthel Volz alleinige Beständer des Gutes waren, gab es schon 1680 zwei Pächter, nämlich Hans Jakob Öhl und Heinrich Huber.
Dies ist als Beginn der Teilungsgeschichte anzusehen. Bereits 1743 weist das Lagerbuch für die Grundstücke an der Schwetzinger Straße einen Georg Schlampp und für die Parzellen an der Ladenburger Straße einen Nikolaus Schlampp aus. Im weiteren Verlauf wurden die Parzellen Schwetzinger Straße 2 und 4 im Jahr 1835 geteilt und das Grundstück Nr. 6, also die „Rose“ bereits 1803 absplitterte, nachdem auf diesen Teilen von 1769 an das katholische Schulhaus stand. Das neue katholische Schulhaus, das heutige katholische Pfarrhaus, wurde im jahr 1803 bezugsfertig.
Der Käufer des heutigen Grundstücks Schwetzinger Straße 6 hieß Georg Michael Gaa und kam vom Scharhof. Die Rosen-Wirte waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch Eigentümer der Grundstücke Schwetzinger Straße 4 und 8 sowie der Ladenburger Straße 1.