Zur Entwicklung der Versorgung der Plankstädter Bevölkerung
Bei Gesprächen mit Neubürgern aus Anlass des Neubürgerempfangs im November wurde natürlich auch das Thema der Versorgung der Bevölkerung mit den Dingen des täglichen Bedarfs gestreift, besonders der Versorgung mit Lebensmitteln.
Es ist ja kein Geheimnis und für jeden sichtbar, der mit offenen Augen durch die Gemeinde geht, dass immer mehr Geschäfte geschlossen haben und die Ladenlokale leer stehen. Nachmieter sind in den seltensten Fällen vorhanden und diejenigen, die noch nicht aufgegeben haben, müssen sich schon gewaltig nach der Decke strecken. Dieses entmutigende Bild ist aber beileibe keine Eigenheit von Plankstadt. In allen Kommunen, von der kleinsten bis hin zu den Mittelzenten, finden wir diese Situation vor. Die Gründe dafür sind vielfältig, in zahlreichen Studien immer wieder analysiert worden und soll hier nun nicht Gegenstand der Erörterung sein. Vielmehr soll nur die Veränderung aufgezeigt werden, die Kommunen wie Plankstadt betreffen. Damit es übersichtlich bleibt, beschränken wir uns hier auf eine einzige Straße, den Waldpfad.
So gab es im Waldpfad drei Metzgereien, nämlich die Metzgereien Engelhardt, Treiber und Sessler. Bäckereien gab es gar vier, nämlich die Bäckereien Jakob Jung, Eugen Unfall, Brunner (vormals Ernst Treiber) und die Bäckerei Gärtner - Rös. Es gab drei Gastwirtschaften, den Erbprinzen (zur Metzgerei Engelhardt gehörig), das Café Gärtner und den Ochsen (zur Metzgerei Sessler gehörig). Weiter konnte man zwischen einem Damen- und zwei Herren - Frisörsalons wählen, dem Damensalon Storck und den Herrensalons Heinrich Seitz und Fritz Schwarz, Barbara Schwarz betrieb auch im Hintergebäude noch ein Wannenbad, was sehr wichtig war für die Hygiene der Bevölkerung, denn längst hatte noch nicht jedes Haus ein Badezimmer oder eine Waschküche, in der man auch eine Zink-Badewanne aufstellen konnte. Auch eine elektrische Mietwaschküche war ansässig. Ein Angebot an Kolonialwaren gab es zudem noch in jeder Bäckerei und auch das Milchgeschäft Faulhaber hatte noch ein größeres Lebensmittelangebot. In den 40-er Jahren gab es noch das Kolonialwarengeschäft Fertig an der Ecke zum Antoniusweg.
Im Jahr 1951 kam noch die Waldpfad-Apotheke hinzu. Sicher gab es neben der Weinhandlung von Anna Wüst auch noch den einen oder anderen Flaschenbierhandel, denn gerade dieser Zweig von Nebenerwerbsgeschäft schoss zu Beginn der 50-er Jahre in Plankstadt wie Pilze aus dem Boden. In etlichen Häusern übten Schneiderinnen ihr Handwerk aus und Alice Kolb hatte als Klavierlehrerin ihr Gewerbe angemeldet. Auch die Schlosserei von Georg Hüngerle und die Lohndrescherei von Jakob Kolb hatten dort ihr Domizil. Georg Schardt betrieb eine Desinfektions- und Reinigungsanstalt und Marianne Stabwasser im gleichen Haus ihre Massage- und Bäderpraxis. In späteren Jahren kam das Elektrogeschäft John hinzu. In den 40-er Jahren fand sich im Waldpfad noch eine Zeitlang das Baugeschäft von Adam Huckele, der Rauchwarengroß- und Kleinhandel Neidig, welcher dann zum Wein- und Flaschenbierhandel abgewandelt wurde, außerdem die Holzverwertung Pöschel und sogar eine Agentur für Varieté- und Tanzveranstaltungen waren im Waldpfad gemeldet. Ein Bewohner übte das Gewerbe des Tapezierers und Polsterers aus und kaum jemand wird noch wissen, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Waldpfad 4 eine Zigarrenfabrikation war. Auch im Waldpfad 16, dem Elternhaus so bekannter Menschen wie Sannchen Treiber, geb. Wacker, dem Krebsforscher Professor Adolf Wacker und auch der Ochse-Buwe Heinz und Hans, den bekannten Zwillingen, befand sich der Wacker'sche Kolonialwarenladen.
Der Waldpfad war also unter heutigen Gesichtspunkten eine wahre Einkaufsstraße und die Bewohner konnten praktisch den größten Teils des Bedarfs für das tägliche Leben decken. Auch war nach der damaligen Bebauung der Waldpfad von der Lage her begünstigt: Er war sowohl von der Siedlung her und den ersten Nachkriegs-Neubaugebieten zwischen Siedlung und Waldpfad gut erreichbar, als auch von der Wilhelmstraße her.
Trotzdem hatte der Waldpfad aber keinerlei Monopol- oder Sonderstellung, denn auch in allen anderen Straßen fanden sich diverse Einkaufsmöglichkeiten unterschiedlicher Art für den täglichen Bedarf sowie die unterschiedlichsten Geschäfte der Gewerbetreibenden.
Anhand der Gewerbe-An- und Abmeldungen lässt sich im Gemeindearchiv ein gutes Gesamtbild der Gewerbetätigkeit in Plankstadt erstellen, wobei sich ständig Veränderungen ergeben, je nachdem, wie die Quelle datiert ist. Eine zusätzliche interessante Quelle sind auch die archivierten Vereinsschriften, meist Jubiläumsschriften, deren Erstellung viele Plankstädter Gewerbetreibende durch ihre Werbeinserate ermöglicht haben.
Hier verfügt das Gemeindearchiv über mehr als 150 ausgewählte digitalisierte Anzeigen aus dem letzten Jahrhundert, die teilweise bereits in den Vortrag "Plänkschter Kepp im 20. Jahrhundert" vor einigen Jahren eingearbeitet waren.
UK