Humboldtschule feiert 50. Geburtstag - Festakt und Schulfest am 16./17. Juli 2010

Humboldtschule

Am 16. Juli 1960 wurde die Humboldtschule in einem Festakt ihrer Bestimmung übergeben und so kann die Schule in diesem Jahr auf ein halbes Jahrhundert ihres Bestehens zurückblicken.

Grund für eine offizielle Geburtstagsfeier mit Festakt am Freitag, den 16. Juli und auch für ein fröhliches Schulfest am 17. Juli mit zahlreichen Angeboten für Jung und Alt. Grund genug aber auch , einen Blick in die Vergangenheit des Plankstädter Schul- wesens und auch der Humboldtschule selbst zu blicken.


Die Geschichte der Plankstädter Schulhäuser ist nachweislich im 20. Jahrhundert immer auch eine Geschichte der Schulraumnot gewesen – bis eben zum Bau der Humboldtschule. Die Volksschule, wie die Friedrichschule bis 1960 hieß, war zunächst mit sechs Schulsälen und zwei Lehrerwohnungen gebaut worden und im Jahr 1896 bezogen worden. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg war die Schule um zwei Seitenflügel erweitert worden, so dass dann 14 Schulsäle und eine Hausmeisterwohnung sowie kleinere Notwohnungen unter dem Dach zur Verfügung standen. Zur Verbesserung der Volkshygiene wurde im Keller der Schule im Jahr 1925 das Volksbad eröffnet, das bis zum Jahr 1977 bestand; es war mit auf Betreiben des 1. Ehrenbürgers der Gemeinde, des legendären Dr. Paul Bönner eingerichtet worden.

Die immer wieder vorgeschlagene Erweiterung oder  der Neubau einer Schule scheiterten letztendlich an den äußeren Verhältnissen wie Kriege, Inflation, Wirtschaftskrisen oder Währungsreform. Als aber nach dem Zweiten Weltkrieg die Bevölkerung Plankstadts und damit auch die Schülerzahl immer weiter anwuchs, war eine Entscheidung nicht mehr länger hinauszuschieben. Rektor Josef Fleuchaus, Ehrenbürger der Gemeinde, gehörte seit Jahrzehnten zu den frühesten Befürwortern eines Schulneubaus.

So befasste sich der Gemeinderat ab dem Jahr 1952 immer wieder mit der Schulraumnot, die der damalige Rektor Ludwig Grimm immer wieder in Eingaben und Statistiken drastisch beschrieb. Dass er dabei keineswegs übertrieben hat, zeigen einige Zahlenangaben:

Im Jahre 1952 wurden an der Volksschule 923 Kinder in 27 Klassen in 13 Klassenräumen von 17 Lehrern, 3 Geistlichen und 2 Hauswirtschafts-Lehrerinnen im Schichtunterricht unterrichtet. Wenn wir die Zahlen heute dazu vergleichen, dann wundern wir uns zunächst, dass in der Friedrichschule heute 177 Kinder in 9 Klassen von 10 Lehrkräften, 2 Referendarinnen und 1 Geistlichen unterrichtet werden. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass es völlig unredlich wäre, die schulischen Verhältnisse, Situationen, Erfordernisse und Lehraufträge mit denen von 1952 zu vergleichen. Die Zahlen seien hier nur deshalb nebeneinander gestellt, damit wir uns ein Bild von der damaligen Enge und den Klassengrößen machen können. In der Humboldtschule sehen die Zahlen heute so aus: 270 Schülerinnen und Schüler werden von 26 Lehrkräften in 15 Klassen unterrichtet.

Der schwierige Weg bis zur Entscheidung, im Baugebiet Altrott am Antoniusweg eine neue Schule zu bauen, ist ausführlich in der Festschrift zum Schuljubiläum dargestellt, deshalb hier dazu nur ein kurzer Abriss: Bürgermeister Georg Baust und Teile des Gemeinderats favorisierten einen Erweiterungsbau im Hof der Volksschule, dazu war auch eigens Gelände hinzugekauft worden. Das Regierungspräsidium, das Oberschulamt und auch Landrat Dr. Valentin Gaa vom damaligen Landkreis Mannheim bevorzugten jedoch einen Neubau andernorts. In Frage wäre ein Bau zwischen Ort und Eisenbahnersiedlung (also im Bereich Schubertstraße / Brühler Weg), auf dem Gelände des heutigen Festplatzes am verlängerten Waldpfad und schließlich auch im neu erschlossenen Gebiet Altrott gekommen. Nach erbittertem Hin und Her und einem massiven Eingreifen von Landrat Dr. Gaa kam schließlich am 20. Januar 1958 mehrheitlich der Beschluss zum Bau an der heutigen Stelle zustande. Betrachtet man sich die bauliche Entwicklung Plankstadts bis heute, war dies mit Sicherheit eine gute Entscheidung. Die beiden Architekten Prof. Nikolaus Stroh und Architekt Seemann bekamen den Zuschlag für das Projekt und man darf auch aus heutiger Sicht, sowohl in pädagogischer als auch in bautechnischer Sicht mit Fug und Recht sagen, dass das Team eine zukunftsorientierte Planung vorlegte, die noch immer vorbildlich zu nennen ist.

Die mittleren Klassenzimmer im heutigen Grundschulgebäude sind ja mit einem kleinen Zusatzraum für Gruppen-/Projektarbeit ausgestattet – ein absolutes Novum für die damalige Zeit; heute geradezu ideal! Auch der Verbindungsgang zwischen den mittleren Klassenzimmern mit seiner Schrank- und Regalwand ist als vorbildlich und äußerst praktisch zu bezeichnen. Damit war die Humboldtschule zum damaligen Zeitpunkt ihrer Zeit architektonisch weit voraus. Wie der erste Rektor der Humboldtschule, Oberregierungsschulrat a.D. Artur Eichfeld, schmunzelnd und noch immer voll Lobes für die damalige Leistung auch der Gemeinde anmerkt, wurden für den Erhalt des Hauses damals die Damen angewiesen, zum Schutz der Parkettböden auf Stöckelschuhe ganz zu verzichten; eine Maßnahme, die im Kollegium durchaus auf Verständnis stieß und umgesetzt wurde.
 
Dass die Humboldtschule eine eigenständige Schule wurde, war zunächst gar nicht in der schulpolitischen Planung der Gemeinde vorgesehen. Man hatte zunächst an eine Dependance gedacht, die aus der Volksschule an der Friedrichstraße mitverwaltet werden sollte. Daher wurden die benötigten Lehrkräfte auch zunächst dorthin abgeordnet. Die Aufsicht vor Ort sollte zunächst Konrektor Friedrich Barié führen. Auch seine Nachfolger, Oberlehrer Georg Schlampp und nach dessen frühen Tod Oberlehrerin Elisabeth Schäfer waren mehr zur Wahrung der Dienstaufsicht bestimmt. Erst 1962 entschied das Oberschulamt, die Schule zur selbständigen Einrichtung zu machen und im April 1962 trat Rektor Artur Eichfeld sein Amt an, zunächst noch ohne Stellvertreter. Erst später wurde Oberlehrer Kurt Simm erster Konrektor der Schule und ab 1968 dann Eichfelds Nachfolger als Rektor, nachdem dieser als Regierungsschulrat ans Oberschulamt Karlsruhe gegangen war. In der Nachfolge von Rektor Kurt Simm standen dann so bedeutende Namen wie Rektor Hans Müller, Rektorin Hildegard Stabenow, Rektor Dietrich Pomplun und ab 2006 dann der heutige Rektor Gerhard Waldecker. Konrektoren waren in den letzten 50 Jahren Kurt Simm, Hilmar Gund, Walter Nägele und seit 2006 Jürgen Wadlinger. Ganz wichtige Positionen in einer Schule sind auch immer die Schulsekretärin als Dreh- und Angelpunkt der Verwaltung und Ansprechpartnerin für alle in allen Lebenslagen. Mit Gisela Schuster und deren Nachfolgerin Agnes Kraft hatte die Gemeinde stets einen ausgezeichneten Griff getan; ebenso mit den Hausmeistern Alfons Gund (1960 – 1973), Michael und Gertrud Lindmayer (1973 – 1990), Kurt Karl (1990 – 1994) und heute mit Jürgen Winkler seit 1998.

Schule ist in unserer Gesellschaft einem ständigen Wandel unterworfen und so birgt das Schulleben von heute für ältere Generationen eine Fülle von Veränderungen, deren gedanklicher Nachvollzug oftmals nur schwer oder gar nicht mehr möglich erscheint. Der Begriff einer Partnerschaft aller am Schulleben Beteiligter war vor einem halben Jahrhundert allenfalls in wenigen Ausnahmefällen denkbar. Niemals wäre in Frage gestellt worden, dass Lernen auch Mühe und Arbeit bedeutet und nicht nur Spaß machen kann. Der Respekt Älteren gegenüber, nicht nur gegenüber Lehrern, gehörte zu den Grundtugenden und musste nicht wie heute erst wieder mühsam vermittelt werden. Fleiß, Disziplin, Sorgfalt, Pünktlichkeit und gegenseitige Rücksichtnahme gehörten zu den wichtigsten Eigenschaften junger Menschen, die ins Berufsleben entlassen werden und das ist heute längst nicht mehr so selbstverständlich wie vor 50 Jahren. Die Schule mit all ihren Facetten spiegelt immer auch die Gesellschaft wieder und es ist immer wieder erstaunlich, mit welch großem Engagement sich heute noch Lehrkräfte wie zu allen Zeiten für die Bildung, Ausbildung und Erziehung unserer jungen Generation einsetzen, obwohl das Image des Lehrers im zurückliegenden halben Jahrhundert an Ansehen eingebüßt hat. Es wäre in hohem Maße wünschenswert, dass hier ein Umdenken in der Gesellschaft einsetzt, damit die große Aufgabe der Erziehung unserer Kinder wieder vermehrt Freude bereitet und sich immer qualifizierte junge Menschen finden, die sich diese Aufgabe zum Herzensanliegen machen. Viele Ältere sagen heute, dass sie in unserer Zeit niemals Lehrer sein wollten, es kann aber nur Aufgabe der Gesellschaft sein, hier eine positivere Haltung zu erzeugen. Unsere Jugend ist nicht schlechter als die Jugend früherer Zeiten, es bedarf aber guter und überzeugender Menschen, die durch ihr eigenes Vorbild positive Prozesse in unseren Kindern in Gang zu setzen vermögen. Dass hier in erster Linie Eltern und Lehrer gefragt sind, steht außer Frage. Die Schule allein kann nicht alle Erziehungsaufgaben meistern, sie kann nicht Reparaturbetrieb gesellschaftlicher Fehlentwicklungen sein, das weiß jeder. Um ihre eigentlichen Aufgaben aber erfüllen zu können, braucht sie die Unterstützung aller gesellschaftlichen Gruppierungen in einer Gemeinde. Wünschen wir der Humboldt-Schule, dass ihr diese Unterstützung in Plankstadt weiterhin so zuteil wird, wie dies in der schulfreundlichen Gemeinde Plankstadt schon immer der Fall war.

Auch die Humboldt-Schule befindet sich in einem Veränderungsprozess, was ihre Zukunft anbelangt. Die sinkenden Schülerzahlen führten bereits zu einer gerade angelaufenen Kooperation mit der Theodor-Heuss-Schule in Oftersheim und ein Ende der Entwicklungsmöglichkeiten ist derzeit überhaupt noch nicht abzusehen. Ob alle Maßnahmen auch den gewünschten Erfolg bringen, wird erst die Zukunft zeigen.

UK (Fotos: Gemeindearchiv)