Abt Fidelis Ruppert beendete seine Amtszeit - Wahl des Nachfolgers am 19. und 20. Mai / Zukunftspläne von Pater Fidelis
Nach der Ankündigung am Aschermittwoch war es nun soweit:: In der Benediktinerabtei Münsterschwarzach trat am 24. April 2006– dem Gedenktag des heiligen Fidelis von Sigmaringen und damit an seinem Namenstag – Abt Fidelis von seinem Amt zurück.
Dazu gab es eine interne Namenstagfeier nach altem Klosterbrauch am Vorabend, die diesmal aus gegebenem Anlass wohl etwas feierlicher ausfiel. Am Nachmittag des 24. April fand dann im Gästehaus des Klosters ein offener Empfang statt, zu dem alle kommen konnten, die sich von Abt Fidelis verabschieden wollten, also Angestellte, Nachbarn, alle, die mit dem Kloster in Beziehung sind. Der Tag endete mit der Vesper in der Abteikirche.
Und was macht der Abt danach? Nachdem am 19./20. Mai der Nachfolger gewählt ist und am 26. Juni 2006 durch den Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann die Abtsweihe erhalten hat, wird Pater Fidelis für etwa ein halbes Jahr nach Afrika gehen, um mit den Mitbrüdern in den dortigen Abteien und Ordensniederlassungen einige Zeit zusammen zu leben. Abt Fidelis hält diese Zeit der Abwesenheit von Münsterschwarzach für sehr wichtig, da er auf diesem Wege zum einen selbst die nötige Distanz bekommt und er andererseits
seinem Nachfolger in dessen Eingewöhnungsphase nicht im Wege steht und dieser völlig frei und sozusagen „unbeobachtet“ seine ersten Entscheidungen und Richtungsweisungen treffen kann. Anschließend, also etwa im Januar 2007, wird Pater Fidelis ins Kloster zurückkehren und den Abt fragen, wo er gebraucht wird.
Abt Fidelis möchte seinen Rücktritt auch als klaren Schnitt sehen: so wie er während seiner Amtszeit das Amt ganz ausgeübt hat, so möchte er auch ganz zurücktreten. Als Pater Fidelis wird er an der Stelle im Kloster seinen Platz haben, der ihm vom Professalter her zusteht und er wird die Aufgaben wahrnehmen, die sein Abt für richtig hält. Er will weder als Altabt – ein Wort, das er überhaupt nicht mag – bezeichnet werden, noch wird er pontifikale Aufgaben übernehmen, also mit Mitra und Stab in Gottesdiensten agieren, obwohl dies kirchenrechtlich durchaus möglich wäre. Vermutlich wird er – wie in den Jahren vor seiner Wahl – im Bereich der Seelsorge Exerzitien und Meditationskurse für Gruppen in den Gästehäusern in Münsterschwarzach, Würzburg und Damme/Oldenburg leiten und so als spiritueller Begleiter für suchende Menschen tätig sein. Auf sein Wahlrecht bei der Wahl des neuen Abtes will er ganz bewusst verzichten, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass er keinerlei Einfluss auf die Wahl seines Nachfolgers nehmen will.
In einem ausführlichen Interview für die Diözese Würzburg beantwortete Abt Fidelis zahlreiche Fragen zu seinem Werdegang, seiner Wahl zum Abt, seiner Amtszeit sowie zur Frage der Missionstätigkeit und der klösterlichen Tradition in Vergangenheit und Zukunft. Seine Entscheidung, bei den Missionsbenediktinern in Münsterschwarzach einzutreten, basiert auf seinem frühen Interesse an allem Fremden und an der Mission. Nach seinem Eintritt erlebte er eine schwierige klösterliche Umbruchszeit, in der die Meinungen von jüngeren und älteren Mönchen oft hart aufeinander prallten. Gleichzeitig erlebte er jedoch gerade auch in den 70er Jahren auch eine Aufbruchszeit, in der neue Wege zu Problemlösungen ausprobiert werden konnten.
Obwohl er nie Ambitionen für eine klösterliche „Karriere“ hatte, erlebte er bei seiner Wahl zum Abt das tiefe Gefühl des Wirken und der Hilfe Gottes, etwa bei seiner Abtsweihe am 23. November 1982, als er ausgestreckt auf dem Boden vor dem Altar lag und seine Mitbrüder und alle Gottesdienstbesucher über ihm in der Allerheiligenlitanei die Hilfe aller Heiligen der Kirche auf ihn herab gerufen haben. Und die lange Geschichte des Auf und Ab in der Klostergeschichte stimmte ihn zuversichtlich.
Sein Wahlspruch aus Matthäus 23,8 „Ihr alle seid Brüder“ findet bald Eingang in seine Amtsführung. Er hatte diesen Wahlspruch gerade im Hinblick auf die schwierige Situation im Kloster gewählt. Er setzte auf die brüderliche Gemeinschaft, in der Macht- und Richtungskämpfe außen vor blieben. Für ihn musste jeder Wertschätzung erfahren und ernst genommen werden, aber jeder wird auch in die Pflicht der Mitverantwortung genommen. Jedem musste Raum zur Entfaltung seiner Person und seiner Fähigkeiten bleiben – dies jedoch immer mit Blick auf das Wohl der Gemeinschaft. Auch eigene Schwächen dürfen nicht aus dem Blick verloren werden. Er wollte Kampfabstimmungen ausschließen, da durch sie immer Verletzungen zurückbleiben. Im Gespräch kreative Kompromisse suchen, bei denen möglichst viele zustimmen können, das sah er als sein wesentliches Ziel an.
So entwickelten sich alte Formen klösterlichen Zusammenlebens wieder neu, wie das Beispiel der Dekanien zeigt, in denen alte und junge Mönche häufig zusammen sind und zusammen leben; über die Zusammensetzung der auf einige Jahre angelegten Gruppen entscheidet das Los. Als einen der Höhepunkte während seiner Amtszeit sieht er das Zusammentreffen mit ehemaligen Mitbrüdern. Alte Verletzungen und alter Ärger auf beiden Seiten wurden überwunden und erbrachten zukunftsträchige Beziehungen auf neuer Grundlage. Die Errichtung des Recollectio-Hauses als Rekreationsort für Priester und Ordensleute, die in eine Lebenskrise geraten sind, hat sich gut bewährt.
Seinem Nachfolger kann Abt Fidelis auch die Abtei als florierender Wirtschaftsbetrieb mit ca. 280 Angestellten übergeben. Zwar konnte sich der Abt nicht zu jeder Zeit um alle Belange selbst kümmern, aber dank guter Mitarbeiter laufen die Betriebe gut. Nicht zuletzt freut man sich in der Abtei natürlich, dass mit Pater Anselm Grün ein Bestsellerautor im Bereich spiritueller Lebenshilfe weltweit so viele Menschen erreichen und ansprechen kann. Daneben ist Pater Anselm als Cellerar ein vorzüglicher Verwalter des klösterlichen Besitzes. Bei aller gewünschten Wirtschaftlichkeit der klösterlichen Betriebe ist dem Abt dabei auch der monastische Aspekt klösterlichen Wirtschaftens außerordentlich wichtig und muss gleichrangig neben der Suche nach wirtschaftlichem Erfolg stehen. Als Beitrag für eine Mitverantwortung für künftige Generationen sieht Abt Fidelis auch die Bemühungen und Neuerungen der Abtei beim Einsatz umweltfreundlicher Energien im gesamten Klosterbereich.
Geblieben ist dem Abt auch seine Liebe zur Mission, die heute ganz andere Aspekte hat als noch vor einem halben Jahrhundert. Seine Besuche in fast allen Erdteilen haben seine Sinne und sein Herz weit gemacht Seine tiefen religiösen Erfahrungen in der Natur der Anden-Bergwelt hat bleibende Eindrücke hinterlassen. (Nachzulesen in seinem Buch: ‚Mein Geliebter, die riesigen Berge’). Mission heute bedeutet für Abt Fidelis Partnerschaft und Mitarbeit. Wichtig ist ihm auch die Feststellung, dass neben der tätigen Hilfe auch sehr viel zurückkommt, was den Blick weitet und offen macht für andere Kulturen und Denkweisen.
Zum Ende seiner Amtszeit blickt Abt Fidelis durchaus positiv in die Zukunft der Kirche. „Es lohnt sich auch heute noch, Christ zu sein, katholisch zu sein. Es gibt in der Kirche viele Enttäuschungen, aber auch viele Oasen, wo man auftanken kann. Es lohnt sich, diese zu suchen. Wenn jemand nichts Besseres findet, kann er ja mal in Münsterschwarzach nachfragen.“, sagt Abt Fidelis.
Nachfolger von Abt Fidelis Ruppert gewählt
Abt Michael Reepen ist 75. Abt von Münsterschwarzach
Am 20. Mai 2006 wählten die Mönche der Benediktinerabtei Münsterschwarzach in Unterfranken mit Pater Michael Reepen den 75. Abt in der Klostergeschichte zum Nachfolger des Plankstädters P. Dr. Fidelis Ruppert.
Abt Michael ist 46 Jahre alt und stammt aus Freiburg. Er besuchte das Gymnasium der Heimschule Lender ins Sasbach und arbeitete nach dem Abitur 1979 als Erzieher im Aufbaukolleg St. Pirmin in Sasbach. Den ersten Teil seines Theologiestudiums absolvierte er in Freiburg und nach seinem Klostereintritt 1982 dann den zweiten Teil an der Universität Würzburg. 1983 legte er die zeitliche und 1987 seine ewige Profess ab und wurde im gleichen Jahr zum Priester geweiht. Zunächst war er als Erzieher und Rektor des Lehrlingsseminars St. Placidus eingesetzt. Von 1989 bis 1991 wirkte er als Missionar in Tansania. Von 1991 bis 1996 leitete er als Rektor erneut das abteieigene Lehrlingsheim St. Placidus. Von1992 bis 1995 war er Schulseelsorger im Egbert-Gymnasium und seit 1997 Novizenmeister der Abtei.
Am vergangenen Freitagabend fand im Kloster die Vorwahl statt, bei der die Liste der Wahlvorschläge erstellt wurde. Bei der eigentlichen Wahl am Samstag konnte dann nur gewählt werden, wer bei der Vorwahl eine Stimme erhalten hatte und damit auf der Liste stand. Wählen durfte jeder Mönch des Klosters, der die ewige Profess abgelegt hat.
Erzabt Jeremias Schröder aus der Erzabtei St. Ottilien, der die Wahl leitete, bestätigte unmittelbar nach der Wahl den neuen Abt, der von diesem Moment an die volle Jurisdiktion über das Kloster besitzt. Der Erzabt fertigte die Urkunde aus, legte dem neuen Abt das Brustkreuz um und führte ihn in der Abteikirche an seinen Platz im Chorgestühl. - Die Weihe des neuen Abtes wird voraussichtlich m 26. Juni 2006 der Würzburger Diözesanbischof Friedhelm Hofmann vornehmen.
Pater Fidelis Ruppert, der ganz bewusst bei der Wahl auf sein Wahlrecht verzichtet hatte, um jeglichen Einfluss auf die Wahl seines Nachfolgers auszuschließen, glaubt das Kloster bei Abt Michael in guten Händen und auf einem guten Weg in die Zukunft.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass mit Abt Michael erneut ein Badener, der wie Abt Fidelis in Sasbach die Schulbank gedrückt hat, in Unterfranken und damit in Bayern zum Abt eines der größten Benediktinerklöster gewählt worden ist.
Auch die Heimatgemeinde von Pater Fidelis gratuliert dem neuen Abt und wünscht ihm und der Abtei Münsterschwarzach eine gute Hand und den Segen von oben für seine Arbeit.
UK (Foto: Abtei Münsterschwarzach)