„Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.“
Dieses Zitat von John F. Kennedy aus der Zeit des Kalten Krieges Anfang der 1960er Jahre hat in seiner Bedeutung, gerade in dieser Zeit, die wir aktuell erleben, nichts an der Tragweite seines Inhalts verloren – im Gegenteil. Im Rahmen der Feierstunde am Volkstrauertag sprach Bürgermeister Nils Drescher mit emotionalen Worten zu den Menschen, die die Erinnerung an alle in den Kriegen Gefallene aufrecht halten. Am „Tag der Trauer und der Besinnung“ appellierte er zum neunten Mal als Bürgermeister für Frieden auf der Welt und in Plankstadt. Jedes der vergangenen Jahre habe gefühlt mehr kriegerische Auseinandersetzungen gebracht, stellte er fest. Alljährlich bleibe weniger Hoffnung auf Besserung. Der nun fast drei Jahre währende Krieg in der Ukraine mache nicht nur ihn fassungs- und hilflos.
Dieser Krieg wirkt sich auch hier in Plankstadt direkt aus, macht betroffen, vor dem Hintergrund sicherer Zufluchtsort zu sein. Aktuell betreuen wir 114 ukrainische Geflüchtete in Plankstadt. Diese große Aufgabe gelingt dank sehr viel Engagement in den Kindergärten und Schulen mit den vielen ehrenamtlichen Helfern sehr gut. Mein Dank gilt diesem vorbildlichen Engagement im Haupt- und Ehrenamt. Ich will aber deutlich sagen, dass die Aufnahme weiterer Flüchtlinge in Plankstadt kaum mehr möglich ist.
Neben den Flüchtlingen betrifft uns der Krieg weiterhin auf vielfältige Weise, auch wirtschaftlich. Seit dem Jahr 2023 bestehe eine Solidaritätspartnerschaft, die, gemeinsam mit Oftersheim und Schwetzingen, die ukrainische Stadt Kozelets näher bringe, man zeige aktiv, dass man an der Seite der leidenden Bevölkerung stehe. Zur Unterschrift unter die Solidaritätsurkunde war der Bürgermeister von Kozelets, Valentyn Brzhynets, mit einer Delegation zu Gast. Neben der schönen Natur um seine ländlich geprägte Stadt hatte das Verwaltungsoberhaupt allerdings auch erschreckende und tief betroffen machende Bilder der Auswirkungen des Krieges auf seinem Handy gezeigt: „Auf solche Bilder, die nach drei Jahren Krieg zum Alltag in der Ukraine gehören, war ich nicht vorbereitet“, beschrieb Drescher. Tote, junge
Soldaten am Waldrand und in Straßengräben – eine Dokumentation abstoßender Brutalität, die Leid verursache, Leid bei den Eltern in der Trauer um verlorene Söhne.
„Es war nicht erkennbar, wer Ukrainer oder Russe war, die Eltern aller Getöteten trauen gleich“
stellte Nils Drescher fest. Die Menschen seien müde, kriegsmüde. Laut UN seien Ende 2023 weltweit 117 Millionen Menschen auf der Flucht, 47 Millionen davon Kinder. Nie zuvor seien es mehr gewesen. Der zukünftige Präsident der USA hätte angekündigt, er beende den Krieg innerhalb von 48 Stunden nach seinem Amtsantritt. „Hoffen wir, dass Donald Trump Teil der Lösung und nicht des Problems wird“, unterstrich Drescher. Zu Trumps fulminantem Wahlsieg bleibe festzustellen: Nationalisten, Populisten und Extremisten wären weiter auf dem Vormarsch, nicht nur weit weg über dem Atlantik, auch in Plankstadt. Es sei unser aller Aufgabe, extremen Ansichten, die nicht mit unserem Grundgesetz vereinbar sind, entschieden entgegenzutreten, Probleme gemeinsam anzugehen und zu lösen. „Daran erinnern, was Krieg bedeutet“, hob Diakon Michael Barth-Rabbel an, skizzierte Leid, Zerstörung und Verlust als Auswirkungen. Obgleich es den Anschein habe, dass der Volkstrauertag in den vergangenen Jahren zur Randerscheinung verblasse, hätten die Worte, die über Generationen erst geflüstert, dann geschrien wurden: „Nie wieder“ ihre große Berechtigung, sie riefen nach den Menschen des Jetzt: „Nie wieder ist jetzt.“ Keine Floskel, sondern Aufforderung zum Handeln. Auch im eigenen Land gebe es Kräfte, deren Ziel sei, die Gesellschaft zu spalten. Ein Zukunftsszenario in dem Rechtsextremismus und Antisemitismus weiter Boden gewonnen hätten, mache Angst. Man werde sich eventuell fragen lassen müssen, ob man genug unternommen hatte, diese Tendenzen zu unterbinden. Heute. Jetzt. Im Alltag für den Frieden einsetzen, den Verführungen von Hass und Hetze widerstehen und stattdessen Brücken bauen, sei der Weg. Barth-Rabbel bekräftigte: „Das ‚Nie wieder!‘ gilt hier und heute.“ Das Totengedenken verlas Swantje Rademacher als Vertreterin der jungen Generation aus den Reihen des örtlichen Jugendbeirats. Feierlich umrahmt wurde das Gedenken vom Frauenchor „PlankTon“ und dem Musikverein Plankstadt. Menschen, die in Plankstadt den Gestorbenen die Ehre erwiesen sind unter anderem Altbürgermeister Wolfgang Huckele, Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, Gemeindearchivar, der Vorsitzende des Kreis- und Ortsverbands des VdK Helmut Gaa, sowie die Vertreter von Freiwilliger Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes und der Interessengemeinschaft Plankstadter Vereine, die zum Zeichen des Gedenkens am Mahnmal und dem Gräberfeld weiße Rosen niederlegten.